„Ich bin Berufsbehinderter…“
… sagt er und der Schalk scheint ihm förmlich im Nacken zu sitzen.
Raúl Krauthausen, in Peru geboren, kleinwüchsig und mit Glasknochen, in Berlin lebend, rastlos unterwegs in Sachen Inklusion. Sein Anliegen: Leute, lasst uns zusammen sein, ohne Vorurteile, ohne Diskriminierung. Mal herzhaft und ansteckend lachend, mal mit knitzen Augen sein Publikum fixierend, manchmal anklagend, wo klemmt´s, dann von Lichtblicken erzählend, auch Rückschläge benennend, das Ziel aber nie verlierend: Inklusion, was sonst?
Anderthalb Stunden lang erzählt Raúl Krauthausen aus seinem Leben, von seinen Eltern, den Schwierigkeiten mit seiner Behinderung, Schule, Ausbildung und- „Dachdecker wollte ich eh nicht werden.“, so der Titel seines Buches. Ein rasanter Ritt durch eine schier unglaubliche Vita, aufgeben gilt nicht.
Berlin, sagt der 43-Jährige studierte Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikations-wissenschaftler, war Vorreiter, schon während seiner Kindheit gab es da inklusive Schulen, bis heute für ihn unvergessen, weil einmalig. Und Ursprung seines Tatendrangs, seines Ringens.
Christine Bischoff, Martin Sattler und Rolf Mertz, stellvertretend für den Kelterner Inklusionsrat vor Ort; berührt, gleichzeitig beeindruckt von der Wucht des Vortrags.
Im persönlichen Austausch vorab zeigt Raúl Krauthausen sich wiederum verblüfft ob der Aktionen, die wir, auch gemeinsam mit Rathaus, Bürgermeister und Gemeinderat, in Keltern angeschoben haben. Christine Bischoff und Martin Sattler, beruflich tief im Thema, diskutieren mit ihm im Schnellgang Zustand und Zukunft der Inklusion, was ist, was wird, was muss werden.
Macht weiter so, inspiriert er zum Abschluss, die Steine im Weg, kickt sie einfach weg. Dazu wieder dieses optimistische Lachen, Daumen nach oben, go on!
Grandios auch der Satz von ihm: “Wer Inklusion will, findet einen Weg. Wer sie nicht will, findet Ausreden.“ Bestimmt nicht zufällig hat er diesen bedenkenswerten, aber auch entlarvenden Leitsatz zum Titel seines aktuellen Buches gemacht.
Und moniert gleichzeitig die übliche Absenz der Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger beim Vortrag, beim notwendigen Disput. „Nach der Begrüßung und dem Fotoshooting sind sie allesamt weg,“ man spürt seinen Ärger darob.
Ein unvergesslicher Abend, Aufmunterung und Antrieb zugleich, konsequent Inklusion zu fördern, einzufordern, ganz im Sinne von Raúl Krauthausen, niemanden außen vorlassend, alle mitnehmend.
„Ein Teufelskerle“, sagte einer im Publikum. Stimmt.
Text: Rolf Mertz, Foto: Anne Marie Rouvière-Petruzzi